Digitale Revolution in der Finanzwelt
Geld begegnet uns überall im täglichen Leben. Die Wirtschaftszeitung der LVZ geht auf den folgenden Seiten daher den Fragen nach, wie unsere Banknoten entstehen, was die Einführung eines digitalen Euros für uns bedeutet und wie es aktuell um unsere Banken bestellt ist.
Der Digitale Euro: EZB plant Einführung - Weltweite Entwicklung im Fokus
Die Europäische Zentralbank (EZB) plant die Einführung des Digital-Euro und steht damit nicht allein. Weltweit arbeiten 114 Staaten an ähnlichen Vorhaben. Im Gespräch mit der LVZ-Wirtschaftszeitung äußert sich der zuständige Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz optimistisch und erwartet eine Zustimmung im Herbst. Der digitale Euro soll das Bargeld nicht abschaffen, sondern ergänzen, um den Menschen eine zusätzliche digitale Zahlungsform im Online-Handel anzubieten.
Von Ulrich Milde
Wertpapierdruckerei Leipzig revolutioniert den Banknotendruck mit fortschrittlicher Sicherheitstechnologie
Banknoten in besten Händen: Die Wertpapierdruckerei Leipzig setzt auf innovative Technologien und Hightech-Verfahren, um Fälschungen effektiv zu bekämpfen. Erfahren Sie mehr über die revolutionären Sicherheitsmerkmale und die Rolle des Unternehmens als weltweiter Partner von Zentralbanken. Entdecken Sie die unverzichtbare Bedeutung von Bargeld in der digitalen Ära und tauchen Sie ein in die Welt der Präzision und Zuverlässigkeit bei der Produktion von Millionen sicherer Banknoten.
Von Andreas Dunte
Euro 2.0: Die Zukunft des Geldes? Europäische Zentralbank plant Einführung einer digitalen Währung
Die Welt wird immer digitaler. Da will auch die Europäische Zentralbank (EZB) mitmischen. Die Währungshüter vom Main wollen im Herbst endgültig darüber entscheiden, ob der Digital-Euro kommt. Bis dahin läuft noch die Untersuchungsphase. „Ich rechne mit der Zustimmung“, sagt der dafür zuständige Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz im Gespräch mit der LVZ-Wirtschaftszeitung. Die EZB steht damit nicht allein. Weltweit arbeiten derzeit 114 Staaten, die zusammen 95 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaften, an ähnlichen Vorhaben.
Von Ulrich Milde
Zunächst beschwichtigt der Bundesbanker: „Das Kernprodukt der Zentralbanken ist natürlich das Bargeld.“ Mit dem digitalen Euro solle es nicht abgeschafft, sondern ergänzt werden. „Wir wollen den Menschen zusätzlich eine digitale Form zur Verfügung stellen.“ Zwar könne man heute überall im Euro-Raum seine Rechnung bar begleichen.
„Aber im Online-Handel geht das nicht.“ Das läuft derzeit per Überweisung, Abbuchung oder Kreditkarte. Alternativ werden private Zahlungsdienstleister wie PayPal eingeschaltet. „Ein digitaler Euro wäre dagegen auch im Online-Handel im gesamten Euro-Raum einsetzbar“, betont Balz. „Wir bekommen rückgespiegelt, dass viele Menschen dabei gerne ein offizielles Zahlungsmittel einsetzen würden, also eine staatlich emittierte Währung“, betont der Geldmanager. Es gehe schließlich auch darum, mit der digitalen Währung „ein Stück weit die Unabhängigkeit Europas zu sichern“, sich aus der Abhängigkeit der internationalen Zahlungsdienstleister zu lösen.
„Wir wollen den Menschen zusätzlich eine digitale Form zur Verfügung stellen.“
Burkhard Balz Bundesbank-Vorstand
Zentralbankgeld/privates Geld
Mehr als 346 Millionen Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union haben Euro-Banknoten und -Münzen in Form von Bargeld in ihrer Geldbörse und begleichen ihre Rechnung im Online-Handel mit Euro. Eine Barzahlung ist jedoch nicht dasselbe wie eine elektronische Zahlung: Bei der einen Form wird Zentralbankgeld eingesetzt, bei der anderen privates Geld.
Die Euro-Banknoten und -Münzen der Europäischen Zentralbank (EZB) werden als Zentralbankgeld bezeichnet. Dieses öffentliche Geld ist durch den öffentlichen Sektor abgesichert. Auch Geschäftsbanken schaffen Geld. Das tun sie etwa, wenn sie einen neuen Kredit vergeben und der Betrag dann auf dem Konto ausgewiesen wird. Das wird als privates Geld bezeichnet. Dazu zählen auch die Ersparnisse auf dem Konto. Bei Zahlungen, die mit Debit- oder Kreditkarten oder über einen Online-Zahlungsdienst getätigt werden, handelt es sich immer um privates Geld.
Wer Geld abhebt, verwandelt das private in Zentralbankgeld. Dieses dient als Anker des Geldsystems. Es ist der Grund, warum Menschen Vertrauen in den Wert des privaten Geldes haben können, das von Banken ausgegeben wird. Ein Unternehmen akzeptiert eine Zahlung mit der Kreditkarte, weil es weiß, dass es dafür genau denselben Betrag in Zentralbankgeld erhält.
Ganz persönliche Entscheidung
Balz sagt, selbstverständlich sollten die Bürgerinnen und Bürger auch künftig selbst wählen, wie sie bezahlen. „Das ist und bleibt ihre ganz persönliche Entscheidung.“ Der digitale Euro habe den Vorzug, dass es sich um ein gesetzliches Zahlungsmittel handele. Das Geschäft ist dadurch im Euro-Raum gezwungen, diese Bezahlart anzunehmen. Das ist etwa bei Kreditkarten nicht der Fall, hier kann der Händler festlegen, ob er sie annimmt oder nicht.
Im Übrigen nehme der Trend, mit Karte oder Smartphone an der Ladenkasse zu bezahlen, ständig zu. Auch dieser Entwicklung müsse Rechnung getragen werden. Denn wenn Bargeld seltener genutzt werde, „droht es, seine Rolle als Anker unseres Geldsystems zu verlieren“.
Das Vertrauen in Geld hänge ganz entscheidend davon ab, dass die Menschen ihr bei einer Geschäftsbank eingezahltes privates Geld jederzeit in Zentralbankgeld umtauschen könnten. Dieses öffentliche Geld sei daher der Anker für einen gut funktionierenden Zahlungsverkehr und sichere damit das Zutrauen in die Stabilität der Währung. „Ein digitaler Euro würde den Zugang zu öffentlichem Geld in einer zunehmend digitalen Welt sicherstellen“, meint Balz. Zudem werde mit dem digitalen Euro die technologische Basis zur Steigerung der Effizienz im Zahlungsverkehr gelegt. Mittelfristig könnten Machine-to-Machine-Payments entstehen, also autonome Zahlungen zwischen Maschinen. „Dem wird großes Marktpotenzial nachgesagt“, berichtet Balz.
„Unsere Expertinnen und Experten von Deutsche Bank Research verfolgen die Entwicklung sehr aufmerksam. Was könnte der Vorteil eines digitalen Euro sein? Nach bisherigem Verständnis könnte das digitale Zentralbankgeld von jedermann in Europa zum Bezahlen genutzt werden, alternativ oder ergänzend zum gewohnten Bargeld. Ein hoher Datenschutz-Standard würde den digitalen Euro im Vergleich zu anderen Zahloptionen möglicherweise attraktiv machen. Vor allem für Nutzer, die großen Wert auf ihre Privatsphäre legen. Klar ist aber auch: Solange Bargeld von den Bürgern und Bürgerinnen nachgefragt wird, wird die EZB es auch herausgeben.“
Markus Wägner, Chef der Deutschen Bank in Leipzig
Obergrenzen zum Start
Konkret könnte es so aussehen, dass alle, die es wollen, sich Geld von ihrem Konto auf eine entsprechende Smartphone-App überweisen. Dadurch wird es zum Digital-Euro-Guthaben. Das Handy also als Alternative zum Bargeld. Dabei ist es eher nicht vorstellbar, dass die Bundesbank diese Lösung anbietet. „Wir haben kein Interesse daran, 84 Millionen Konten zu führen.“ Es würden also auch künftig Banken benötigt.
Das Bundesbankvorstandsmitglied verweist darauf, dass diese Bezahlart einfach und bequem sein und allen Bevölkerungsschichten zugänglich gemacht werden müsse. Denkbar sind zum Start Obergrenzen, „um nicht übermäßig viel Liquidität von den Banken und Sparkassen abfließen zu lassen. Denn es tendenziell gilt die Faustregel: Je weniger Spargeld bei ihnen angelegt wird, desto weniger Kredit können sie etwa an die Wirtschaft vergeben. „Die Risiken eines digitalen Euro für die Geldpolitik und die Finanzstabilität müssen so weit wie möglich begrenzt werden“, mahnt Balz.
Er verweist darauf, dass der digitale Euro keine Antwort auf Kryptowährungen wie den Bitcoin sei. „Das sind keine offiziellen Zahlungsmittel, dahinter stehen private Anbieter.“ Nebenbei: Bitcoin tätige global täglich rund 300.000 Transaktionen, allein in Deutschland seien es mit dem Euro 60 Millionen Vorgänge. „Ich sehe diese KryptoAssets mehr als Spekulationsobjekt.“ Positiv bewertet der Notenbanker zum Abschluss des Gesprächs die Region Leipzig. „Sie hat sich grandios entwickelt“. Balz sagt, er sei ein Leipzig-Fan. „Meine Oma wurde hier geboren“.
Die Vorteile eines Digitalen Euros ...
- ergänzt das Bargeld und Einlagen
- schafft Synergien mit Zahlungsdienstleistern
- unterstützt die Digitalisierung der europäischen Wirtschaft
- sichert den Zugang zu Zentralbankgeld
- verhindert Risiken unregulierter Zahlungslösungen
- kommt der Verbreitung fremder Digitalwährungen zuvor
Zahlen rund ums digitale Bezahlen
13 Prozent der Deutschen nutzen das Smartphone zum Bezahlen
Barzahlung ist beliebt: Im Rahmen einer weltweiten Studie gaben 72 Prozent der befragten Deutschen an, an der Kasse bar zu zahlen. Das ist ein Platz im europäischen Mittelfeld. 54 Prozent der Bundesbürger zückten die Girocard, 29 Prozent eine Kreditkarte. Das Smartphone nutzten 13 Prozent.
82 Prozent der Internetnutzerinnen und -nutzer kaufen online ein
In der EU hatten 2021 drei Viertel der Internetnutzerinnen und Internetnutzer zwischen 16 und 74 Jahren in den vorhergegangenen zwölf Monaten online eingekauft. Besonders beleibt war das in den Niederlanden (94 Prozent, Dänemark (92 Prozent) und Schweden (89 Prozent). Deutschland (82 Prozent) kam im EU-Ranking auf Rang sieben.
59% Prozent der Deutschen nutzen eine Banking-App
Laut einer aktuellen Studie von Yougov haben 59 Prozent der Deutschen mindestens von einem Anbieter eine Banking-App heruntergeladen. Bei den Männern sind es 62 Prozent, bei den Frauen 56 Prozent. Aber es gibt auch deutliche Vorbehalte. 35 Prozent wollen aus verschiedenen Gründen keine Banking-App. Wer sie nutzt, checkt vor allem den Kontostand sowie die Umsätze und tätigt Inlandsüberweisungen.
Sicherheitstechnologie im Banknotendruck: Wertpapierdruckerei Leipzig revolutioniert den Schutz vor Fälschungen
Ein Besuch bei der Wertpapierdruckerei Giesecke+Devrient in Leipzig. Hier konzentriert sich der komplette Banknoten-Druck für Deutschland und auch für Kunden weltweit.
Von Andreas Dunte
Alfred Gebhard dreht die 50-Euro-Note in den Händen hin und her. „Ein Schein aus unserer Druckerei“, sagt der Werkleiter der Wertpapierdruckerei Leipzig von Giesecke+Devrient (G+D).
So ein Geldschein, sagt er weiter, hat eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen – und hält ihn gegen das Licht. „Beim Kippen der Banknote erscheinen auf dem seitlichen Folienstreifen, je nach Betrachtungswinkel, zum Beispiel das Architekturmotiv oder die Wertzahl deutlicher.“ Auch die glänzende „50“, die sogenannte Smaragdzahl, erscheint beim Bewegen mal smaragdgrün und mal tiefblau.
Ferner sei in das Papier ein Sicherheitsfaden eingearbeitet, der im Gegenlicht von beiden Seiten als dunkler Streifen erkennbar ist. „Ein echter Schein verfügt zudem über eine Riffelung am linken und rechten Rand der Vorderseite. Auch beim Hauptmotiv, bei der Schrift und der großen Wertzahl gibt es ein Relief, das man ertasten kann“, sagt der 58-Jährige weiter.
„Bargeld wird weiterhin gebraucht, gerade weil es in seinen Eigenschaften einzigartig ist.“
Alfred Gebhard, Werkleiter der Wertpapierdruckerei Leipzig von Giesecke+Devrient (G+D).
Auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik in Delitzsch soll das Großforschungszentrum entstehen.
Sicherheitsmerkmale, die nicht sichtbar sind
Ob der Schein echt ist, immerhin wird der Fünfziger in der Euro-Zone am häufigsten gefälscht? Alfred Gebhard antwortet diplomatisch: „Wenn nicht, wäre es eine sehr gute Fälschung.“ Um auf Nummer sicher zu gehen, haben die dem Konzern zugehörige Papierfabrik und die Banknoten-Druckerei in Leipzig deshalb weitere Sicherheitsmerkmale eingearbeitet, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Etwa mit Mikroschrift versehene Details oder Farbveränderungen, die nur unter UV-Licht oder Infrarotlicht auftreten. Diese Merkmale werden automatisiert von speziellen Banknotenverarbeitungsmaschinen geprüft.
Und woran erkennt er, dass der Schein aus seiner Druckerei kommt? Er tippt auf das W am Anfang der Zahlenreihe am oberen rechten Rand der Rückseite. Es gibt Auskunft über die Druckerei.
Erfolgreiches Geschäftsfeld in Leipzig
Der Standort in Leipzig hat Tradition. Hermann Giesecke und Alphonse Devrient gründeten die Firma am 1. Juni 1852 in Leipzig als „Typographisches Kunst-Institut Giesecke & Devrient“. Schnell spezialisierte es sich auf den Banknoten- und Wertpapierdruck. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, erfolgte der Wiederaufbau des Werks. 1948 wurde das Unternehmen enteignet und in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) umgewandelt.
Bis 1990 wurden in Leipzig alle Banknoten, Briefmarken, Dokumente und Pässe für die DDR hergestellt. Das Unternehmen G+D zog 1948 nach München und kaufte den Standort Leipzig nach der Wende von der Treuhand zurück. Das Werk an der Pleiße wurde grundlegend saniert. Hier und in Malaysia druckt der Münchner Konzern für Sicherheitstechnologien Banknoten für Kunden auf der ganzen Welt.
Zuverlässigkeit und Loyalität im Job gefragt
Heute arbeiten in Leipzig 480 Beschäftigte. Die Arbeitsplätze seien begehrt, auch wenn man dafür so gut wie keine Werbung macht. 16 junge Leute absolvieren aktuell eine Lehre in Leipzig.
Zuverlässigkeit und Loyalität zum Unternehmen seien einige der Voraussetzungen, um eingestellt zu werden. Der Job sei sehr abwechslungsreich, immerhin druckt G+D Geldscheine für eine ganze Reihe von Ländern dieser Welt. Für wen genau, da hüllt sich der Werkleiter in Schweigen. Diskretion sei eine weitere der Tugenden, die von Beschäftigten der Wertpapierdruckerei verlangt wird.
Zudem schreibe man Sicherheit ganz groß. Fremde haben deshalb so gut wie keinen Zutritt ins Werk. Es heißt, dass die Taschen an der Dienstkleidung der Beschäftigten durchsichtig seien. Alfred Gebhard bestätigt das. Die Belegschaft störe sich nicht dran, könne diese Vorkehrung verstehen, schließlich werde Geld in großer Menge gedruckt.
Entdecken Sie die faszinierende Herstellung eines 20-Euro-Scheins!
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Weltmarktführer im Druck von Geldnoten
Großstaaten wie die USA, Russland oder China unterhalten eigene Banknotendruckereien. Ein Drittel der weltweit produzierten Banknoten wird aber nicht in Staatsdruckereien gedruckt. Das sind schätzungsweise zwischen 15 bis 20 Milliarden Banknoten jährlich. „Und von diesen produzieren wir bei G+D etwa 5 Milliarden“, erklärt Alfred Gebhard, der vor fünf Jahren in die Messestadt gekommen ist. Er ist im bayerischen Starnberg geboren, hat Druckereiwesen studiert und arbeitete lange Jahre bei verschiedenen Zeitungshäusern.
G+D, so sagt er weiter, sei im Banknotendruck der Weltmarktführer und unterhält als privates Unternehmen Geschäftsbeziehungen zu rund 145 Zentralbanken weltweit. Im Euro-Raum vergibt die EZB die Aufträge an die einzelnen Zentralbanken der Länder. In Deutschland ist das die Bundesbank. Diese schreibt wie die anderen Staatsbanken dann den Druck von Geldnoten aus.
Obwohl immer mehr Menschen mit Plastikgeld bezahlen, laufen die Druckmaschinen in Leipzig keineswegs langsamer. Das hat mehrere Gründe. So hat auch die Banknote einen Lebenszyklus und muss am Ende ersetzt werden. Was nicht verwundern muss, denn die Scheine laufen durch unzählige Hände, werden ins Portemonnaie oder in andere Taschen gesteckt, oft geknickt oder sogar zerknüllt. Wenn ein Schein bei einer Prüfung im Umlauf durchfällt, also wenn gewisse Sicherheitsmerkmale nachlassen, wird er geschreddert und durch einen neuen ersetzt, erklärt der Diplomingenieur für Druckereitechnik.
Ferner hat sich gerade beim Euro die im Umlauf befindliche Geldmenge vergrößert. Interessanterweise ist nur ein geringer Teil im Umlauf, der weit größere Teil wird von den Leuten zu Hause aufbewahrt.
Bargeld wird immer gebraucht
In Krisenzeiten wächst die Nachfrage der Bürger nach Bargeld, heißt es bei der Bundesbank. Nicht nur in Corona-Zeiten sei das deutlich zu beobachten gewesen. Auch jetzt werde verstärkt Bargeld nachgefragt, kann der Leiter des Werks von Giesecke+Devrient in Leipzig berichten. Dahinter verberge sich unter anderem die Sorge vor technischen Ausfällen, Cyberangriffen oder Extremwettern, die Kartenzahlung oder kontaktloses Zahlen nicht mehr möglich machen. Sogar das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) empfiehlt, eine ausreichende Bargeldreserve im Haus zu haben, da bei Stromausfall auch die Geldautomaten nicht mehr funktionierten. Er selbst zahle je nach Situation, bar oder mit Karte, sagt der 58-Jährige.
Generell steige die Nachfrage nach Banknoten aber auch aus dem einfachen Grund, dass die Weltbevölkerung wächst. „Deshalb habe ich wenig Sorge, was unser Geschäft angeht. Bargeld wird weiterhin gebraucht, gerade weil es in seinen Eigenschaften einzigartig ist.“
Auch im Stammhaus in München heißt es, dass Bargeld in der Vielfalt der Zahlungsmittel eine zentrale Rolle behalten wird. Dennoch ist der Konzern mittlerweile weitaus mehr als der klassische Banknotendrucker. Giesecke+Devrient mit über 12 000 Beschäftigten weltweit bietet Sicherheitstechnologie in allen Feldern des Bezahlens – von Bankkarten bis zu digitalen Bezahllösungen im Internet, ermöglicht sichere Anbindungen an mobile Netze und das Internet der Dinge, stellt Pass- und Ausweissysteme für Regierungen her und sorgt für Daten- und Netzwerksicherheit gerade bei kritischen Infrastrukturen.
So entsteht unser Bargeld
Simultandruck: Blick in einen Drucksaal. Die Qualität wird während des Fortdruckes bei jedem Druckschritt ständig überwacht.
Stichtiefdruck: Blick auf die Bogenanlage der Stichtiefdruckmaschine. Die Bogen sind bereits teilbedruckt.
Eingespannte Stichtiefdruckplatte in der Stichtiefdruckmaschine.
Palette mit Banknotenbogen
Endverarbeitung / Notenschnitt: Blick auf den Planschneider, mit dem die Banknoten vom Bogen auf ihre endgültige Größe geschnitten werden.
Endverarbeitung / Banknoteninspektion: Nach dem Notenschnitt werden alle Banknoten in einer Sortiermaschine vereinzelt und mit Kamerasystemen auf Fehlerfreiheit geprüft. Fehlerhafte Noten werden aussortiert und geschreddert.
Nach der Aussortierung werden die einwandfreien Banknoten automatisch zu einem Notenpäckchen banderoliert.
Überprüfen von Banknoten: Auch das ultraviolette Licht wird als Prüfmerkmal herangezogen.
Zahlen rund ums Banknoten
29 Milliarden Banknoten
Im November vorigen Jahres waren 14,23 Milliarden 50-Euro-Scheine im Umlauf. Insgesamt haben die Notenbanken des Euro-Systems 29 Milliarden Banknoten ausgegeben.
Nach einer Umfrage der Deutschen Bundesbank führt jeder Deutsche im Schnitt 100 Euro im Portemonnaie mit sich.
Viele Menschen schätzen am Bargeld, dass es jederzeit verfügbar und gesetzliches Zahlungsmittel ist. Insbesondere bei kleineren Einkäufen, etwa beim Bäcker oder auf dem Wochenmarkt, kommt es häufig zum Einsatz.
2022 wurden 376.000 gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr gezogen.
Im Vergleich zur Zahl aller umlaufenden Euro-Banknoten ist dies bis dato der zweitniedrigste Wert. 2022 wurden 13 Fälschungen pro 1 Million im Umlauf befindlicher echter Banknoten entdeckt. Das ist der zweitniedrigste Anteil an Fälschungen seit Einführung der Euro-Banknoten.
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266 Millionen Stück in den nächsten Monaten: 50-Euro-Scheine werden auch in Leipzig gedruckt
Bis Ende August 2019 wurden in der Leipziger Wertpapierdruckerei Giesecke+Devrient 266 Millionen 50-Euro-Banknoten gedruckt. Diese Menge, die in dem 400-Mitarbeiter-Unternehmen in der Messestadt produziert wird, macht 13,3 Milliarden Euro Bargeld aus. Jetzt Artikel auf lvz.de lesen
Wirtschaftszeitung – Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung wirtschaftszeitung@lvz.de; www.lvz.de
Fotos und Video: @DokuDeutschland, André Kempner, Peter Adamik, Adobe Stock modifziert Christiane Kunze, Christian Thiel, Gaby Krass | Quellen: IT Finanzmagazin und der-bank-blog.de, Statista.com, Statistisches Bundesamt, Europäische Zentralbank
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