Ein Ehrenamt auf höchstem Niveau
Sechs Leipziger berichten über ihre Arbeit als Honorarkonsul
Von Nannette Hoffmann
Bei der Arbeit eines Honorarkonsuls handelt es sich um ein Ehrenamt. Honorarkonsuln erhalten grundsätzlich keine Vergütung. Sie sind sogenannte Ehrenbeamte, wie das Auswärtige Amt in Berlin erklärt. Sie üben das Amt neben ihrer beruflichen Tätigkeit aus. Daher sei eine gesicherte wirtschaftliche Lage eine Grundvoraussetzung, um dieses Amt zu bekleiden.
Honorarkonsuln vertreten die wirtschaftlichen und kulturellen Interessen des Staates, von dem sie ernannt worden sind (Entsendestaat). Sie pflegen Netzwerke, knüpfen neue Kontakte und nehmen an vielen Terminen teil, um für das jeweilige Land, für das sie bestellt sind, zu werben. Neben der Lobbyarbeit übernehmen sie auch konsularische Aufgaben, zum Beispiel Pass- oder Visa-Angelegenheiten. Damit sind sie auch Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger des Landes, das sie vertreten.
Laut dem Auswärtigen Amt regelt seit 1963 das „Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen (WÜK)“ die Rahmenbedingungen zwischen den Vertragsstaaten. Das heißt, hier sind die Rechte und Pflichten zugrunde gelegt sowie die Bedingungen, unter denen konsularische Aufgaben von Konsularbeamten ausgeübt werden. Und natürlich auch wie das Prozedere einer Ernennung abläuft: „Über die Frage, ob und wo aufgrund eines besonderen Bedarfs die Zulassung eines Honorarkonsuls in Deutschland beantragt wird, entscheidet der jeweilige Entsendestaat“, heißt es beim Auswärtigen Amt. Die Zulassung eines Honorarkonsuls in Deutschland sei ein Hoheitsakt, der durch die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Auswärtige Amt, als Empfangsstaat getroffen wird. Jeder Staat kann nach freiem Ermessen entscheiden, ob er Honorarkonsuln bestellen und / oder empfangen möchte. Aber nicht jeder Staat hat in Deutschland einen Honorarkonsul oder eine Honorarkonsulin bestellt. Deutschland selbst hat weltweit ca. 350 Honorarkonsule im Einsatz.
18 Länder lassen sich in Leipzig durch ehrenamtliche Honorarkonsuln vertreten – von A wie Armenien bis Z wie Zypern. Sechs davon berichten, wie sie zu dem Amt gekommen sind, wie ihre Arbeit in der Praxis aussieht und warum für sie dieses Amt so besonders ist.
Sechs Leipziger berichten über ihre Arbeit als Honorarkonsul
Estland Mark Aretz
Mark Aretz (li.) mit dem amtierenden estnischen Staatspräsidenten Alar Karis.
Mark Aretz hat eine besondere Beziehung zu Estland. Er kennt das „Land der Kontraste“ seit mehr als 25 Jahren, hat hier bereits verschiedene Projekte realisiert. Estlands Landschaft, die digitalen Innovationen und seine bewegte Geschichte sind einige der Gründe, warum er sich für dieses Land engagiert. Aber vor allem die Menschen beeindrucken ihn jedes Mal aufs Neue. Seit 2020 hat der baltische Staat mit Mark Aretz wieder eine honorarkonsularische Vertretung in Mitteldeutschland. Der freie Architekt ist damit für Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt verantwortlich. Er setzt sich dafür ein, die estnische Wirtschaft, deren Kultur und die Menschen mehr in unser Bewusstsein zu rücken. nah
Frankreich Harald Langenfeld
Bei der Ernennung zum Honorakonsul dabei: der französische Botschafter Maurice Gourdault-Montagne, Harald Langenfeld, OBM Burkhard Jung (v.l.n.r.).
Harald Langenfeld verbringt in Frankreich nahezu jedes Jahr seinen Urlaub. Und schon seit seiner frühen Jugend fühlt sich der Vorstandschef der Stadt- und Kreissparkasse Leipzig mit dem Land eng verbunden. Deshalb sei sein Amt als französischer Honorarkonsul in Leipzig „von Beginn an eine wirkliche Herzenssache“. Die Bedeutung der deutsch-französischen Beziehungen, insbesondere in Bezug auf die Partnerschaft zwischen Leipzig und Lyon und im kulturellen Bereich sowie die Präsenz französischer Unternehmen in Mitteldeutschland sind für ihn sehr wichtig. Deshalb ist er besonders stolz, dass dieses Jahr ein Deutsch-französischer Wirtschaftsclub gegründet werden konnte. Mit vielversprechenden Entwicklungsperspektiven für die wirtschaftliche Zusammenarbeit. mi
Norwegen Ulf Heitmüller
Im März 2017 erhielt Ulf Heitmüller seine Ernennungsurkunde als Honorarkonsul von der damaligen Botschafterin Norwegens, Elisabeth Walaas.
Ulf Heitmüller ist nicht nur Vorstandsvorsitzender der VNG AG, sondern auch als dritter Vorstandschef des Ganzkonzerns in Folge Honorarkonsul des Königreichs Norwegen und damit für Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg verantwortlich. Seine Aufgaben sind sehr facettenreich. Es geht um die Beantragung von Pässen oder Personennummern, um Visa- oder touristische Anfragen. Bei Parlaments- und Kommunalwahlen fungiert das Konsulat sogar als Wahllokal. Deutschland und Norwegen sind für Heitmüller wichtige Handelspartner. Sie halten bereits seit Jahrzehnten vielfältige kulturelle und zivilgesellschaftliche Verbindungen zueinander. Die gilt es weiter auszubauen. mi
Peru Prof. Jörg Gabert
Eintragung ins goldene Buch der Stadt Leipzig: der ehemalige Botschafter der Republik Peru in Deutschland Elmer José Germán Gonzalo Schialer Salcedo (Mi.), Prof. Jörg Gabert (re.) und Torsten Bonew, Bürgermeister und Beigeordneter für Finanzen.
Der Biochemiker Prof. Jörg Gabert wurde vor Jahren von der Freundlichkeit und Herzlichkeit Perus tief beeindruckt. Zudem sei es ein Land voller erlebbarer Geschichte und Traditionen. Kein Wunder also, dass er 2019 das Amt als Honorarkonsul Perus gern annahm. Damit ist er nun für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verantwortlich. Seine Hauptaufgabe ist es, peruanischen Bürgern aus diesen Regionen bei Ausweis- und Meldeangelegenheiten zu helfen. Trotz der Herausforderungen der COVID-19-Pandemie strebt er an, die Beziehungen zwischen Peru und Mitteldeutschland zu vertiefen. Gabert plant unter anderem kulinarische Abende und den Austausch von Wissen. Er hofft sogar auf eine Städtepartnerschaft als nächsten Schritt in der Zusammenarbeit. nah
Schweden Vivian Honert-Boddin
Vivian Honert-Boddin ist die neue Honorarkonsulin von Schweden.
Der 28. Leipziger Opernball am 2. Oktober war ein strahlendes Ereignis mit prominenten Gästen und Schweden stand in diesem Jahr im Mittelpunkt der Ballnacht. Aus besonderem Grund, denn Opernball-Organisatorin Vivian Honert-Boddin ist seit zwei Jahren auch die Honorarkonsulin Schwedens für Sachsen und Sachsen-Anhalt. Sie liebt Schwedens schlichte Ästhetik und engagiert sich leidenschaftlich für die deutsch-schwedischen Beziehungen. Ihr Engagement als Honorarkonsulin erstreckt sich von Passangelegenheiten bis zur Förderung von Kultur- und Wirtschaftsbeziehungen. Ihr ist es dabei wichtig, die Menschen zu vernetzen und den Austausch zu fördern. Für nächstes Jahr steht unter anderem der Antrittsbesuch der neuen schwedischen Botschafterin auf der Agenda. nah
Uganda Nikolaus M. Schmidt
Botschafter Francis K. Butagira, Leitender Präsidentenberater, gratuliert Prof. Nikolaus Schmidt bei der Ernennung zum Honorarkonsul von Uganda.
Alles begann mit einem Reisemagazin von Uganda. Von dessen Cover aus blickte Nikolaus M. Schmidt 2010 ein Berggorilla mit sanftmütigen Augen entegegen. Seitdem lässt den Rechtsanwalt aus Halle (Saale) die kleine Republik im Osten des afrikanischen Kontinents nicht mehr los. Nach zahleichen Trekking-Reisen fing er an, vielfältige Kontakte in das Land zu knüpfen. Schmidt, der Honorarprofessor für Wirtschaftsrecht an der Hochschule Merseburg ist, baute so zum Beispiel eine Kooperation mit der juristischen Fakultät der Bishop Stuart University Mbarara auf. Mit dem damaligen Botschafter Ugandas bereits er Mitteldeutschland und zeigte, dass er mehr tun möchte für das Land. Die Ernennung 2013 zum Honorarkonsul war damit schon besiegelt. Zu seinen Aufgaben gehört es, die Staatsbürger der Republik Uganda zu unterstützen, touristische Anfragen zu beanworten und Uganda als Reiseland bekannter zu machen. nah
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Fotos: Arno Mikkor, Alexander Schmidt, Eric Kemnitz, privat, André Kempner, Andrea Kuehnemann Taerre, Adobe Stock, PROMPERÚ/Gihan Tubbeh
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