Erhalten und Erleben: Die Arbeit von Stiftungen und der gemeinnützigen Gesellschaft in Mitteldeutschland
Mitteldeutschland ist eine Schatzkammer historischer Kulturdenkmale, darunter Schlösser, Burgen, Klöster und Dome. Nach der Wende wechselten viele dieser bedeutenden Stätten von staatlicher Verwaltung in die Hände verschiedener Institutionen. Erfahren Sie, wie diese Einrichtungen arbeiten, sich finanzieren und welche beeindruckenden Erfolge sie bereits erzielt haben. Zudem beleuchten wir die Herausforderungen, denen sie sich täglich stellen müssen, um unser Kulturerbe zu bewahren.
Von Nannette Hoffmann
Sachsen
Die gemeinnützige Gesellschaft Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH (SBG) bewahrt, bewirtschaftet und präsentiert 19 Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen. Dr. Christian Striefler ist seit 2006 deren Geschäftsführer.
Sachsen-Anhalt
Wenn Dr. Christian Philipsen über seine Arbeit als Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt spricht, kommt er ins Schwärmen. „Bei uns kann man an 20 Standorten 1200 Jahre Geschichte erleben.“ Zur Stiftung zählen Burgen, Schlösser, Kunstmuseen und sakrale Denkmale wie Klöster oder Dome.
Thüringen
Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) möchte die 31 ihr anvertrauten Kulturdenkmale für die nächsten Generationen erhalten und Kulturgeschichte in der Gegenwart greifbar machen.
Die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH
Schlösser im Schlösserland Sachsen | Schloss Rochlitz
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Die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH bewahrt, bewirtschaftet und präsentiert 19 Kulturdenkmale im Freistaat
Die sächsischen Schlösser, Burgen und Gärten sind imposante Zeitzeugen der Vergangenheit und zugleich wichtige Mosaiksteine sächsischer Identität. Diese einzigartigen Kulturgüter für kommende Generationen zu erhalten und über die Landesgrenzen hinaus erstrahlen zu lassen, ist seit mehr als 30 Jahren Aufgabe der Staatlichen Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gemeinnützige GmbH (SBG). „Kurz gesagt: Gemäß unserer Satzung bewahren, pflegen und vermitteln wir die uns überlassenen Kulturdenkmale“, sagt Dr. Christian Striefler, seit 2006 Geschäftsführer der SBG.
Denn während der Freistaat Sachsen Eigentümer der Denkmale bleibt und für deren Sanierung verantwortlich zeichnet, übernimmt die SBG die Bewirtschaftung, also die Ausgestaltung der Räumlichkeiten und der Ausstellungen, die Entwicklung von Veranstaltungen und Bildungs- und Vermittlungsangeboten. Dafür arbeiten aktuell 360 Menschen aus unterschiedlichsten Berufsgruppen, wie Buchhaltung, Museologie, Event- oder Facility-Management, im Garten-, Marketing- oder Technikbereich, an den Kassen und Museumsshops für die SBG.
Für Christian Striefler übernimmt die SBG eine wichtige Rolle. „Denn was wäre, wenn es uns nicht gäbe? Dann gäbe es die geschichtsträchtigen Schlösser und Burgen vielleicht nicht. Und was wäre Sachsen zum Beispiel ohne die Albrechtsburg, das älteste Schloss Deutschlands, das als ‚Wiege Sachsens‘ in die Geschichte einging?“, fragt er.
Sanierungsbilanz
Viel Kraft ist in den vergangenen Jahrzehnten in die Erhaltung der Denkmale geflossen. Jahr für Jahr habe der Freistaat Sachsen durch den Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien und Baumanagement mehr als 750 Millionen in die Schlösser des Landes investiert. „Kein Objekt sieht heute so aus, wie vor 30 Jahren. All unsere Denkmale sind in einem so guten Zustand, wie nie zuvor“, erklärt der promovierte Historiker Christian Striefler.
In den Burgen Kriebstein, Mildenstein und Stolpen, den Schlössern in Rochlitz, Rammenau und Weesenstein sowie bei der Festung Dresden ist der Bau weitestgehend abgeschlossen. Der Wintergarten in Weesenstein wurde im Herbst 2023 fertiggestellt. Aktuell läuft die Sanierung des Zwingerinnenhofs, in naher Zukunft werde der Backturm von Schloss Moritzburg fertiggestellt. Begonnen wurde im vergangenen Jahr die große Baumaßnahme für Burg Gnandstein.
Ausblick
Aktuell werden zahlreiche Dauerausstellungen überarbeitet. In Vorbereitung steht die 5. sächsische Landesausstellung, die sich ab 2029 auf der Albrechtsburg mit der Identität, Geschichte und Zukunft Sachsens beschäftigen soll.
Albrechtsburg in Meißen | Foto: Ben Walther
„Uns ist es wichtig, dass jedes unserer Kulturdenkmale nach dessen Bedürfnissen Beachtung findet. So braucht Pillnitz mehr gärtnerische Aufmerksamkeit als zum Beispiel Burg Kriebstein. Der Barockgarten Großsedlitz soll in seiner Schönheit bewahrt werden und muss nicht digital unterstützt werden. Wir schauen, was jeder Ort bietet und bauen darauf ein Konzept auf.“
Die Liegenschaften
Karte: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH
Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
Domschatz Halberstadt Video: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
Das Erbe Sachsen-Anhalts
Kulturstiftung Sachsen-Anhalt will die 1200-jährige Geschichte des Landes für Generationen erhalten und bewahren
Wenn Dr. Christian Philipsen über seine Arbeit als Generaldirektor der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt spricht, kommt er ins Schwärmen. „Bei uns kann man an 20 Standorten 1200 Jahre Geschichte Mitteldeutschlands erleben. Vom Dom Havelberg im Norden des Landes über die Eckartsburg im Süden, vom Kloster Michaelstein im Westen bis zum Schloss Köthen im Osten“, beschreibt er.
Überhaupt sei die Kulturstiftung sehr heterogen aufgestellt, ein Unterschied zu den anderen Stiftungen des Landes wie der Bauhaus-Stiftung oder der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz. „Zu uns zählen neben den Burgen und Schlössern auch Kunstmuseen wie das Kunstmuseum Moritzburg oder das Museum Lyonel Feininger in Quedlinburg. Aber eben auch sakrale Denkmale wie Klöster oder Dome.“
Entstehung
1996 werden zwei Stiftungen unter einer gemeinsamen Verwaltung gegründet: die „Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt“ sowie die sogenannte „Domstiftung“. Doch mit der Zeit zeigte sich, dass noch mehr Synergieeffekte möglich sind. 2005 fusionierten die beiden zur „Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt“. 2017 folgte die Namensänderung in Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.
Die Aufgaben
„Früher war die Stiftung eher eine Schlossverwaltung, heute liegt unser Schwerpunkt viel mehr auf der musealen Arbeit.“
Christian Philipsen
Die Finanzierung
Aufsichtsbehörde der Landesstiftung ist die Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt. Wichtigstes Organ ist das Kuratorium, ähnlich einem Aufsichtsrat. Darin vertreten sind mehrere Landesministerien, Abgeordnete des Landtages, Vertreter der Kirchen sowie das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Dieses Kuratorium entscheidet über anstehende Vorhaben und beschließt den Haushalt.
Bilanz
Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt hat in ihrer fast 30-jährigen „Dienstzeit“ sehr viel erreichen können.
Die Herausforderungen
Vier Punkte hebt Christian Philipsen hier hervor: „Die haustechnischen Anlagen, die in der 2000er-Jahren erneuert wurden, müssen jetzt nachhaltig energetisch fit gemacht werden – immer auch unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten. Außerdem müssen wir uns mit schadstoffbelasteten Kulturgütern in unseren Museen beschäftigen.
Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Foto: Falk Wenzel
Und als Großprojekt im Rahmen des Sonderinvestitionsprogrammes planen wir ein Zentraldepot in Halle für unsere ca. 350.000 Sammlungsobjekte.“ Letzteres werde ein Kraftakt für alle Mitarbeitenden. Überdies soll auf Schloss Neuenburg, einer der größten Burganlagen Europas, das Gelände der Vorburg umgestaltet werden. „Hier wird bis 2031 ein komplett neues Areal mit Besucherzentrum, Café und Museumsshop entstehen. Darauf freue ich mich sehr.“
Die Liegenschaften
Karte: Kulturstiftung Sachsen-Anhalt
Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
Schloss Schwarzburg, Video: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
31 Schätze in Thüringen begeistern und faszinieren die Menschen
Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten möchte die Kulturdenkmale für die nächsten Generationen erhalten und Kulturgeschichte in der Gegenwart greifbar machen
Der Freistaat Thüringen ist reich an historisch bedeutsamen Schätzen: Schlösser, Gärten, Klöster und Burgen erzählen als stille Zeitzeugen von längst vergangenen Tagen, geben spannende Einblicke in ihre traditionsreiche Geschichte und halten das kulturelle Erbe am Leben. Sie sind Touristenattraktionen, weil sie auch etwas Mystisches und Magisches in sich tragen, dass die Menschen immer wieder aufs Neue fasziniert.
Damit das so bleibt und solche Denkmale und die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten, gibt es die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG). Sie öffnet für die Besucherinnen und Besucher diese Schatzkammer und macht sie mit Veranstaltungen und anderen Angeboten erlebbar.
Die Entstehung der STSG
Die STSG wurde 1994 zum Schutz und, Erhalt, zur Vermittlung und Nutzbarmachung der ihr anvertrauten Kulturdenkmale errichtet.
Die 31 Kulturdenkmale im Bestand der STSG waren zuvor im Besitz des Freistaates Thüringen oder in kommunaler Hand. Schon vor Jahrzehnten haben sich zudem zahlreiche Fördervereine gegründet, die sich laut Doris Fischer sehr für den Erhalt der Anlagen bis heute einsetzen und vor der Stiftungsgründung teils wortwörtlich mit anpackten.
Die Finanzierung
Aktuell unterstützt der Bund und das Land Thüringen die Stiftung mit einem 200 Millionen Euro Sonderinvestitionsprogramm
Die Umsetzung
„Denkmalpflege bedeutet immer, Einzelentscheidungen auf breiter fachlicher Grundlage zu treffen, die vom Zustand der historischen Bausubstanz ausgehen.“
Bilanz
Seit nunmehr 30 Jahren erfüllt die Stiftung ihre Aufgaben. „Erreicht haben wir in dieser Zeit schon sehr viel“, resümiert Doris Fischer. Zu den Meilensteinen gehören große Sanierungserfolge.
Die Herausforderungen
In Thüringen für Kulturdenkmale verantwortlich zu sein, bedeute für Doris Fischer vor allem den Umgang mit einem überdurchschnittlichen Maß an authentischer Denkmalsubstanz. „Eine solche Dichte weitgehend original erhaltener Denkmale wie in Thüringen findet sich in kaum einem anderen Bundesland.“ Ein Privileg und Herausforderung zugleich.
Blick in die Zukunft
Die ersten großen Sanierungsprojekte im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramm sind angelaufen oder werden planerisch vorbereitet. „Im Programm ‚SchlösserWelt Digital&Original‘ entwickeln wir gerade viele neue Besucherangebote vom Mediaguide bis zu zwei neuen Dauerausstellungen im Oberschloss Kranichfeld und Kloster Göllingen“, beschreibt Doris Fischer.
Inhaltlich stehe die Einzigartigkeit der Thüringischen Residenzenlandschaft im Mittelpunkt der Arbeit. „2021 hat sich das Land Thüringen mit der Thüringischen Residenzenlandschaft auf den Weg zum UNESCO-Welterbe gemacht. Der Vorschlag hat es zwar zunächst nicht auf die im Dezember 2023 von der Kultusministerkonferenz beschlossene aktuelle deutsche Tentativliste geschafft, aber wir arbeiten weiter an dem Vorhaben.“
Die Liegenschaften
Karte: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
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Fotos: Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
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