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HHL-Professor Alexander Lahmann begleitet Firmenchefs bei der Suche nach Lösungen für die Unternehmensnachfolge
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HHL-Professor Alexander Lahmann begleitet Firmenchefs bei der Suche nach Lösungen für die Unternehmensnachfolge
von Ulrich Milde
Ulrich Spanka hatte das richtige Gespür. Als er anfing, über den Verkauf seiner Firma nachzudenken, holte er Alexander Lahmann und Maximilian Schreiter an Bord. Die beiden Professoren an der Leipziger Manager- Schmiede HHL begleiteten mit ihrem Institut für Familienunternehmen & Unternehmensnachfolge den eineinhalb Jahre dauernden Nachfolgeprozess intensiv.
„Wir haben einen Plan aufgesetzt und Workshops veranstaltet, um mit Mitarbeitern des Betriebes zu erörtern, wie wir eine Nachfolge gestalten können“, berichtet Lahmann. Es sei darum gegangen, aus einer eher neutralen Perspektive Impulse zu geben.
Heute ist die Spanka ITC Solutions mehrheitlich im Besitz von Matthias Wendenburg und Giso Wittig, vorherigen leitenden Mitarbeitern. Der Gründer bleibt noch eine Zeit aktiv, um mittelfristig weitere Anteile abzugeben. „Wir haben eine Lösung gefunden, die sehr, sehr tragbar ist“, kommentiert Lahmann. Von allen Seiten sei die Bereitschaft groß gewesen, zu einer vernünftigen Einigung zu kommen. Er sei „gut beraten worden“, lobt Spanka.
Vorteil für die Region
Dieses Beispiel der Schkeuditzer Firma ist so etwas wie ein Idealfall. Der Betrieb behält Mitarbeiter und Sitz am gewohnten Standort, zahlt weiter vor Ort Steuern, bleibt regional verankert. „Das ist schon etwas anderes, als wenn ein Konzern beispielsweise aus Westdeutschland das Unternehmen gekauft hätte, dann wäre es möglicherweise nur noch eine Filiale“, sagt Lahmann, der an der HHL den von der Sparkasse Leipzig finanzierten Lehrstuhl für Mergers & Acquisitions innehat.
„Die Transaktion hat uns Freude bereitet, wir haben etwas für die Region erreicht.“ Zugleich ist die Hilfestellung seines Instituts für Familienunternehmen und Unternehmensnachfolge bei der Nachfolgesuche ein Beleg für gelebten Know-how-Transfer von der Wissenschaft in die wirtschaftliche Praxis.
Schwierige externe Lösung
Dabei wird die Nachfolgeproblematik immer größer. In rund 900.000 Firmen ist in den nächsten fünf Jahren bundesweit der Generationenwechsel fällig.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) befürchtet, dass die Nachfolge bei einer Viertelmillion Unternehmen nicht klappt, sie also vor dem Aus stehen. Im Freistaat wollen laut einer Einschätzung des Wirtschaftsministeriums in Dresden von den rund 135.000 Familienbetrieben bis zum Jahr 2030 rund 33.000 Inhaberinnen und Inhaber hauptsächlich aus Altersgründen ihren Betrieb abgeben.
„Die Nachfolgewelle baut sich vermehrt auf“, hat Lahmann beobachtet, relativiert aber die Zahlen. Von den zum Verkauf anstehenden Firmen seien rund 10.000 attraktiv, schätzt er. Wird als Jahresumsatz eine Größenordnung von mindestens fünf Millionen Euro genommen, „bewegen wir uns in Richtung 1000 Unternehmen“.
Der romantische Idealfall ist es, wenn der Senior den Chefsessel an Tochter oder Sohn weitergeben kann. Was aus unterschiedlichsten Gründen häufig nicht gelingt. Dann kommt die unternehmensinterne Nachfolge ins Spiel. Das hat den Vorteil, dass die Firma fortbesteht, das Lebenswerk des Gründers also erhalten bleibt – wie bei Spanka.
Eine externe Lösung, also einen neuen Chef von außen zu finden, sei schwierig, so der 44-jährige Wirtschaftsprofessor. „Wir haben nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern auch einen an potenziellen Nachfolgern.“
Der Großteil der von der Übergabe betroffenen Arbeitsplätze liegt bei den größeren Unternehmen. In den 530 Familienunternehmen mit mehr als 5 Millionen Euro Umsatz, bei denen in den nächsten Jahren die Nachfolge ansteht, befinden sich knapp 40 Prozent der insgesamt von der Nachfolge betroffenen Arbeitsplätze.
Kapital durch Finanzinvestoren
Häufig steigen die vom früheren SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering als „Heuschrecken“ geschmähten Finanzinvestoren ins Rennen ein. „Das ist grundsätzlich positiv“, hält Lahmann dagegen. Sie hätten dieselben Ziele wie die Unternehmen, nämlich die Rendite zu steigern. Zudem brächten sie das erforderliche Kapital mit, das in die regionale Wirtschaft fließe.
Nur in ganz wenigen Fällen sei es vorgekommen, dass ein solcher Investor einen Betrieb etwa wegen eines Patents gekauft und sich danach rasch wieder verabschiedet habe. Ideal sei es, wenn in Mitteldeutschland regionale Finanzinvestoren wie der von Land und Sparkassen getragene Wachstumsfonds Mittelstand Sachsen ins Spiel komme. „Er hat mehr Nähe zur regionalen Wirtschaft.“
„Wir müssen es in Sachsen schaffen, die wirtschaftliche Basis zu halten und größere Einheiten zu schaffen“, appelliert der HHL-Ökonom. Was bedeutet, dass bestehende Unternehmen passende Konkurrenten, bei denen die Nachfolge ansteht, erwerben sollten. „Dadurch entstehen Synergien.“ Je größer ein Betrieb, desto mehr Geld stellt er in der Regel für Forschung und Entwicklung zur Verfügung.
Gründungsuni Nr. 1
Generell braucht es nach Ansicht von Lahmann eine bessere Einstellung der Wirtschaft gegenüber, beginnend in der Schule. „Wir müssen darauf achten, dass Unternehmertum wieder en vogue ist.“ Leistungsbereitschaft sei etwas Gutes. Die HHL, wiederholt ausgezeichnet als Deutschlands Gründeruniversität Nummer eins, mache dabei eine ganze Menge. „Wir geben Hilfestellung abseits klassischer Beratung und sind an der Seite von Nachfolge suchenden Unternehmen, um sie mit den richtigen Begleitern zusammenzubringen.“
Obendrauf engagiere sich die private Hochschule unter anderem mit dem Spin-Lab und dem hauseigenen Inkubator Digital Space intensiv auch bei Start-ups.
Foto: André Kempner | Datenquelle: Alexander Lahmann
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