Mittelstandsbericht Sachsen: Die Angleichung Ost-West schreitet voran
Von Ulrich Milde
Foto: Adobe Stock/Photocreo Bednarek
Der Mittelstand ist das Rückgrat der sächsischen Wirtschaft. Er erwirtschaftet mit gut 54 Prozent mehr als die Hälfte der im Freistaat Sachsen hergestellten Waren und Dienstleistungen, beschäftigt 72 Prozent der hiesigen Arbeitskräfte und bildet 70 Prozent der Auszubildenden aus. Das geht aus dem Mittelstandsbericht 2018-2024 des Freistaates Sachsen hervor.
Die Analyse verdeutlicht der Einschätzung nach, dass der Angleichungsprozess der sächsischen Wirtschaftsstruktur an das gesamtdeutsche Niveau fortschreitet. „Die Wachstumsdynamik mittlerer Betriebe hin zu größeren Unternehmen hat im Zeitraum von 2011 bis 2021 sogar etwas stärker zugenommen als in Westdeutschland“, heißt es. Selbstständige sind vor allem als Inhaber von kleinen und mittelständischen Unternehmen tätig, weshalb diese Zahl und deren Entwicklung vom besonderen Interesse für die Beobachtung des sächsischen Mittelstands ist. Im Jahr 2022 gab es im Freistaat 168.000 Selbstständige und somit fast ein Fünftel weniger als im Jahr 2011 (208.000).
Selbstständigenquote gesunken
Auch die Selbstständigenquote (Zahl der Selbstständigen in Relation zu den Erwerbstätigen insgesamt) ist in den vergangenen Jahren in Sachsen deutlich gesunken. Eine ähnliche Entwicklung ist aber auch in den übrigen ostdeutschen Ländern sowie in Deutschland insgesamt nach Erhebungen des Statistischen Bundesamtes festzustellen.
2022 lag die Selbstständigenquote in Sachsen bei 8,5 Prozent und somit genau im bundesdeutschen Durchschnitt (8,5 Prozent), jedoch unter dem Durchschnitt der ostdeutschen Bundesländer von 9,0 Prozent. Zum 30. Juni 2022 gab es in Sachsen insgesamt knapp 110.000 Betriebe mit mindestens einer sozialversicherungspflichtig beschäftigten Person. Davon sind mehr als 99 Prozent der Betriebe dem Mittelstand zuzuordnen.
Damit bewegt sich Sachsen im Bereich des bundesdeutschen Durchschnitts.
Anders gestaltet sich die Verteilung beim Blick auf die Zahl der Beschäftigten. Obwohl Großbetriebe nur weniger als ein Prozent aller Betriebe ausmachen, stellen sie in Sachsen rund 28 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Im bundesdeutschen Durchschnitt sind es sogar knapp 34 Prozent.
Folglich kommt dem sächsischen Mittelstand für die Beschäftigung eine größere Bedeutung zu als in Deutschland insgesamt.
2021 waren in Sachsen 131.618 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen registriert, von denen 99,8 Prozent dem Mittelstand zuzurechnen waren.
Der durchschnittliche Monatsbruttoverdienst lag im Jahr 2022 in Sachsen bei 3300 Euro je Vollzeitbeschäftigten.
Verdienstniveau gestiegen
Der durchschnittliche Monatsbruttoverdienst lag im Jahr 2022 in Sachsen bei 3300 Euro je Vollzeitbeschäftigten und damit rund 60 Euro über dem ostdeutschen, aber rund 250 Euro unter dem westdeutschen Durchschnitt.
2018 war das Verdienstniveau in Sachsen mit 2830 Euro je Vollzeitbeschäftigten noch niedriger als in Ostdeutschland. In Westdeutschland betrug es damals 3330 Euro je Vollzeitbeschäftigten.
Seit 2018 stieg der monatliche Durchschnittsbruttoverdienst in Westdeutschland mit plus 6,6 Prozent und in Ostdeutschland mit plus 10,9 Prozent weniger stark als in Sachsen mit einem Plus von 16,6 Prozent. Dementsprechend verringerte sich der Lohnabstand Sachsens zu Westdeutschland von 15 Prozent auf 7 Prozent. Für Ostdeutschland ging er von gut 12 Prozent auf rund 9 Prozent im Jahr 2022 zurück.
Die Zahl der Ausbildungsverhältnisse im Zeitraum 2019 bis 2022 ist im Mittelstand um 3,8 Prozent auf 40.881 gewachsen.
Kleinere und mittlere Unternehmen erwirtschafteten rund 54,4 Prozent des Gesamtumsatzes im Freistaat Sachsen.
Diese Artikel auf LVZ.de könnten Sie ebenfalls interessieren...
Umfrage: Mittelstand ist stark von Fachkräftemangel betroffen
In Deutschland leiden viele Mittelstandsunternehmen unter einem Mangel an Fachkräften. Laut einer neuen Umfrage soll dieser sogar andere Probleme in den Hintergrund drängen. Lesen Sie den Artikel auf LVZ.de
Leipziger Wirtschaft: Porsche und BMW sorgen für Rekord bei Gewerbesteuer
Robust und besser als erwartet durch die Krise: Die Leipziger Wirtschaft war 2023 auf Erfolgskurs. Zum Gewerbesteuer-Rekord hat vor allem die Autobranche beigetragen. Lesen Sie den Artikel auf LVZ.de
Wirtschaftszeitung – Das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung wirtschaftszeitung@lvz.de; www.lvz.de
Sie möchten die Printausgabe der LVZ Wirtschaftszeitung erhalten? Einfach hier gratis abonnieren.
Diese Seite in meinen Sozialen Netzwerken teilen: