Botanischer Garten Leipzig - eine Oase mitten in der Stadt
Im Botanischen Garten der Universität Leipzig werden die unterschiedlichen Facetten der pflanzlichen Vielfalt gezeigt, erforscht und für Studierende genauso, wie für die Öffentlichkeit erlebbar gemacht.
Von Nannette Hoffmann
Halb neun am Morgen. Noch ist es ruhig im Botanischen Garten. Die einzigen Geräusche, die die Ruhe durchdringen, sind das Summen der Bienen oder das Zwitschern der Vögel. Ein Ort, um einfach mal durchzuatmen. Bänke verteilen sich entlang der Wege. Eine Einladung zum Platznehmen und Abschalten.
„Es ist einfach eine Oase inmitten der Stadt“, bestätigt wie aufs Stichwort Dorett Bothmann, verantwortlich für das Marketing im Botanischen Garten der Universität Leipzig. „Die Wirkung der Natur ist hier immens, wenn man sie nur lässt.“
Vor drei Jahren kam sie ins Team des Botanischen Gartens und baute zusammen mit Rolf Engelmann den Transfer des Botanischen Gartens, also den Austausch mit der Öffentlichkeit, aus. Und sie ist immer wieder überrascht von der Schönheit und Vielfalt des Gartens.
Zu Entdecken gibt es charismatische Bewohner wie die Riesenseerose.
Große und kleine Besuchergruppen finden Pflanzenvielfalt vor der Haustür.
Auch architektonische Highlights hat der botanische Garten zu bieten.
Gärtnerische Herausforderung
Die zentralen Teile des Gartens sind aufgeteilt nach Pflanzenfamilien. Da stehen Sumpfpflanzen auf einmal neben Pflanzen, welche an trockene Standorte angepasst sind, weil sie zu ein und derselben Familie gehören. Eine gärtnerische Herausforderung, findet Dorett Bothmann. Die die Gärtnerinnen und Gärtner mit Bravour meistern. „Dafür bilden wir auch jährlich selbst aus“, ergänzt Matthias Schwieger, der Technische Leiter des Botanischen Gartens.
Ziel der verwandtschaftlichen Anordnung ist es, die vergangenen 200 Millionen Jahre in der Entwicklung der Landpflanzen nachvollziehbar zu machen. Daneben kann man im Freiland auch viel über Lebensräume lernen und durch die asiatische Steppe, die Wälder Nordamerikas, die subarktischen Heiden Feuerlands und dem Hochgebirge der Alpen spazieren, während man in den fünf Gewächshäusern durch tropische Wälder und subtropische Wüsten wandelt.
Mitmachen und Lernen
Im Projekt „Kindergarten-Gartenkinder“ in Kooperation mit der Kita Unikat legen schon die Kleinsten Hand an. „Zu jeder Jahreszeit wird hier unter fachkundiger Anleitung von den Kindergartenkindern alles gemacht, was im Garten anfällt: gießen, schneiden, sortieren, säen, Unkraut jäten oder harken“, erklärt Dorett Bothmann.
Und während die Kleinsten draußen fleißig sind, sind es die Schulkinder in den Gewächshäusern. Grundschulkinder drängen gerade ins Schmetterlingshaus. „Hier können sie die bunten tropischen ‚Flattertiere‘ aus nächster Nähe im Freiflug oder bei der Nahrungsaufnahme und mit etwas Glück auch bei der Eiablage oder dem Schlüpfen aus der Puppe beobachten.“ Derweil drücken andere Schüler die Schulbank in der Botanikschule, die mitten in den Gewächshäusern liegt.
Mit Unterstützung des Landesamts für Schule und Bildung unterrichten hier zwei Lehrerinnen zu botanischen und ökologischen Themen: ein Angebot für alle Leipziger Schulen.
Geschichte
Der Botanische Garten ist der älteste seiner Art in Deutschland und gilt sogar gemeinsam mit Pisa, Padua und Florenz als einer der ältesten Gärten in Europa. Angefangen hat alles mit dem Apothekergarten des Dominikanerklosters „St. Pauli“. Dieser wurde 1542 in die Obhut der Universität Leipzig gegeben. Während der folgenden mehr als 450-jährigen Geschichte wurde der Garten viermal im Stadtgebiet Leipzigs verlegt.
Der letzte Umzug geschah 1876/77. Damals musste der Botanische Garten dem Bau des Reichsgerichtes, dem heutigen Bundesverwaltungsgericht, weichen. An seinem heutigen Standort in der Linnéstraße wurden damals zusammenhängende Gewächshäuser gebaut, die in ihren Grundzügen noch heute erhalten sind. Der Apotheker- sowie der Duft- und Tastgarten befinden sich nicht mit auf dem heutigen Garten-Areal. Dafür reichte der Platz nicht. Sie befinden sich
Besonderheiten
Das Victoriahaus beherbergt gleich zwei Besonderheiten: Zum einen hat die Riesenseerose hier in den Sommermonaten ihr Zuhause. Zum anderen war es Eduard Friedrich Poeppig, Naturforscher und zu seiner Zeit Direktor des Leipziger Botanischen Gartens, der die „Victoria amazonica“ erstmals nach strengen wissenschaftlichen Regeln beschrieben hat und so die wissenschaftliche „Vaterschaft“ für eine der bekanntesten Pflanzen der Welt trägt. Das Gewächshaus in Form einer flachen, achtseitigen Pyramide wurde 1876 zur Kultivierung der tropischen Riesenseerose errichtet und besteht bis heute in seiner ursprünglichen Form. Diese Art von Gewächshaus
Der Botanische Garten Leipzig ist der perfekte Ort für eine Auszeit, Mittagspause, das erste Date oder intensive Pflanzenkunde.
Das grüne Fenster der Universität
„Bei uns findet in öffentlichen Vorträgen, Workshops und Führungen ein intensiver Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern statt“, berichtet der Leiter der Transferabteilung Rolf Engelmann. Allein im Jahr 2023 haben rund 150.000 Menschen den Botanischen Garten besucht. „Wir lassen Forschung, Bildung und Erholung aufeinandertreffen und führen Bürgerwissenschaftsprojekte durch.“
Dabei werden zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern Forschungsfragen bearbeitet, beispielsweise zur Artenvielfalt in der Stadt. Ein gerade erst abgeschlossenes Projekt hatte zum Ziel, den Einfluss des Stadtklimas auf die saisonalen Entwicklungsphasen von krautigen Pflanzenarten zu ergründen.
Es gibt außerdem im Freiland einen Bereich zur urbanen Artenvielfalt – gestaltet mit Bereichen zum Anschauen und Nachmachen. Hier stehen Balkone mit insektenfreundlichen Pflanzen. „Die Entwicklung geht hin zum naturnahen Gärtnern mit einheimischen Pflanzen, da Wildbienen und andere Insekten diese Pflanzen bevorzugen“, sagt Dorett Bothmann.
Daneben gibt es ein artenreiches Modell- Gründach, dort kann man sich unterschiedliche Möglichkeiten von Dachbegrünung anschauen – von sehr trocken bis zu einem Sumpfpflanzendach. „Alles ist möglich, man muss es nur wissen.“
Im neugestalteten Herzen der Gewächshäuser finden Events aller Art statt.
Das Veranstaltungsgewächshaus „Mediterranhaus“
Durch die Umgestaltung des Kalthauses zum multifunktionalen Eventhaus, hat der Garten jetzt auch einen attraktiven Platz für Veranstaltungen mit bis zu 70 Personen. Seminare, Vor- träge, Meetings oder Mitgliederversammlungen können im mediterranen Flair veranstaltet werden. Hier treffen nun Südafrika, Teneriffa und Australien aufeinander und bieten die perfekte Umgebung, um in ruhiger luftiger Atmosphäre neue Ideen zu entwickeln.
Patenschaften
Im Botanischen Garten können Pflanzenpatenschaften abgeschlossen werden: Für Bäume, Sträucher, Stauden, Blumen, Zwiebeln … – für Pflanzen im Freien oder in den Gewächshäusern. Mit diesen Geldern kann die vielfältige Arbeit des Gartens unterstützt werden. Möglich ist auch die Patenschaft für eine Bank, damit noch mehr Besucher einen Platz zum Ausruhen finden.
Veranstaltungen sind besondere Besuchermagnete
Die Freilandabteilungen des Botanischen Gartens sind ganzjährig geöffnet, nur die Gewächshäuser, der Apotheker- sowie der Duft- und Tastgarten bleiben von November bis Februar geschlossen. Die traditionelle Orchideenschau Ende Februar hat auch dieses Jahr die Saison im Botanischen Garten eingeläutet. „Dieses Jahr kamen über 14.000 Besucherinnen und Besucher. Für uns die erfolgreichste Orchideenschau aller Zeiten“, freut sich Dorett Borthmann.
Großen Dank richtet Dorett Bothmann in diesem Zusammenhang an den Förderkreis des Botanischen Gartens, der sich seit über 30 Jahren engagiert. „Ohne ihn wäre hier viel weniger möglich.“ Er kümmere sich beispielsweise um Führungen oder die Ausgestaltung von vielen Veranstaltungen. Und er hat über die Jahre den Garten mitfinanziert. „Zusätzlich möchten wir neue finanzielle Quellen erschließen – beispielsweise im Bereich Sponsoring suchen wir Partnerinnen und Partner, die mit uns gemeinsam neue Projekte verwirklichen wollen. Die Liste an Ideen im Team ist schier endlos“, berichtet Dorett Bothmann begeistert.
Kommende Veranstaltungen im Botanischen Garten Leipzig
- 30. August 2024: Tropen- Party „Mit Pflanzen tanzen“
- 7. September 2024: BOTANIKA – Familienfest und Tag der offenen Tür
- 21. und 22. September 2024 Herbst- Pflanzenmarkt
- 29. September 2024: Benefiz Kunstauktion
- Jeden Sonntag 14 Uhr finden öffentliche Führungen statt. Es können aber jederzeit online auch individuelle gebucht werden.
Überhaupt seien die Besuchszahlen in den vergangenen zehn Jahren stetig gewachsen. „Garten und Gärtnern war ja schon immer ein Thema, aber wir haben gemerkt, dass Themen wie Artenvielfalt, Naturbewusstsein und Ökologische Zusammenhänge immer stärker ins Bewusstsein gerückt sind.“
Großen Dank richtet Dorett Bothmann in diesem Zusammenhang an den Förderkreis des Botanischen Gartens, der sich seit über 30 Jahren engagiert. „Ohne ihn wäre hier viel weniger möglich.“ Er kümmere sich beispielsweise um Führungen oder die Ausgestaltung von vielen Veranstaltungen. Und er hat über die Jahre den Garten mitfinanziert. „Zusätzlich möchten wir neue finanzielle Quellen erschließen – beispielsweise im Bereich Sponsoring suchen wir Partnerinnen und Partner, die mit uns gemeinsam neue Projekte verwirklichen wollen. Die Liste an Ideen im Team ist schier endlos“, berichtet Dorett Bothmann begeistert.
Fotos: Botanischer Garten Leipzig
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